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Wie ich mit dem Rauchen aufgehört habe
Ich habe sehr früh angefangen zu rauchen.
Meine Eltern qualmten beide. Meine Mutter war der Meinung, wenn
unser Kind zu Hause nicht rauchen darf, tut es das draußen
heimlich. So haben wir es wenigstens unter Kontrolle. Ich habe
also zu Hause geraucht und zusätzlich draußen heimlich.
Zigaretten waren damals noch erschwinglich. Ich erinnere mich
an Jubilar, Casino, Real und Juwel, an die teurere Orient mit
dem Goldmundstück, an Karo, F6, Cabinet und natürlich Club.
Ich rauchte nach dem Aufstehen während des Kaffeekochens, zum
Kaffee, beim Schminken und schnell noch eine vor dem Losgehen.
Erst viel, dann mehr und schließlich wie ein Schlot. Zunächst
reichte eine Schachtel, dann mussten es mehr sein; später
waren zwei Schachteln pro Tag die Regel.
Ich habe hundertmal aufgehört. Kein Problem. Zwei Tage, zwei Wochen, zwei Monate lang. Zwei
Jahre lang schaffte ich allerdings nie.
Nun braucht man ja triftige Gründe, um
ernsthaft aufzuhören. Davon gab es viele: Rauchen stinkt, es
klaut Zeit, es kratzt im Hals, brennt in den Augen, es macht
Husten, es kostet Geld. Die Finger und Gardinen werden gelb, Leider verblasst die Erinnerung an all
diese Widrigkeiten in sehr kurzer Zeit. Übrig bleibt die
Sehn-Sucht. Wenn dann die Versuchung hinzukommt, wird das
Durchhalten immer schwieriger. Es ist also nicht das Aufhören, sondern das
Nicht – wieder- Anfangen, an dem man scheitert. Deshalb habe ich
mich gefragt: Wie kann ich das verhindern? Wie kann ich mich
überlisten und das
Rauchen "entglorifizieren"?
Dann kam die Idee: Ich nahm mir vor,
der Versuchung dieses Mal nicht zu widerstehen. Ja, genau! Ich kaufte mir
eine Schachtel guter Zigaretten, steckte sie in die Tasche und
freute mich darauf, am Abend, in aller Ruhe und allein, die
erste Zigarette anzuzünden und mit Genuss zu rauchen. Es war nicht schwer,
bis zum Abend zu warten. Vorfreude ist ja die schönste Freude.
Die Sache hatte nur einen Haken: Ich würde die ganze Schachtel,
eine Zigarette nach der anderen, rauchen und dabei denken
müssen, wie schön doch das Rauchen ist. Letzteres gelang mir
noch bei der 3. Zigarette, die 4. schmeckte schon nicht mehr
gar so gut. Die nächsten wurden unangenehm bis widerlich im
Geschmack. Die Zunge begann zu brennen, der Kopf war benebelt.
Nach der zehnten wurde es schwierig, das Ziel 20 vor Augen,
weiterzumachen. Ich zwang mich aber bis zum Ekel durchzuhalten.
Dann räumte ich alles weg, vernichtete, endlich erlöst, die
übriggebliebenen Zigaretten, putzte mir die Zähne, lüftete die
ganze Wohnung und sog auf dem Balkon die frische Luft genüsslich
ein. Die Erinnerung an das Rauchen ließ mich schaudern.
Nach etlichen Tagen verblasste auch diese
schlechte Erfahrung. Das Verlangen wuchs allmählich wieder. Also
musste dieselbe Rosskur wiederholt werden. Nur dreimal habe ich
das so tun müssen, dann hatte ich schon beim Gedanken an das
Rauchen nur noch unangenehme Gefühle.
Das ist jetzt fast 30 Jahre her.
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